Milchflecken bei Silbermünzen
März 14, 2019Milchflecken – unerwünschte Verfärbungen auf Silbermünzen
Sie entstehen unerwartet und trüben den Glanz vieler Silbermünzen: Milchflecken oder auch weiße Flecken (engl. milk spots/white spots) heißen die plötzlich auftretenden, milchigen Verfärbungen der Oberfläche auf (eingelagerten) Silbermünzen. Ihr Auftreten ist für Anleger und Sammler eine böse Überraschung, denn nicht alle Münzproduzenten informieren über das Problem, welches dem Anlagemünzenmarkt schon seit Jahrzehnten ein bekanntes Rätsel ist. Obwohl die unliebsamen Flecken nichts am Feingehalt des Metalls ändern, ist es ein ästhetischer Mangel, der den Weiterverkaufswert der Münze senkt. Insbesondere bei Sammlermünzen ist dies ärgerlich, da potenzielle Sammleraufschläge dadurch deutlich reduziert werden.
Wann treten Milchflecken auf?
Milchflecken betreffen jede Art von Silbermünze und treten in jeder Form der Edelmetalllagerung auf. Berichten (von Anlegern und Sammlern) zufolge entstehen sie oft in Silbermünztuben und werden bei der Entnahme aus dem Einlagerungsort entdeckt. Doch auch bei einzeln gekapselten Münzen oder ausgestellten Sammlermünzen können die weißlichen Flecken plötzlich und jederzeit auftreten. Ihr unvorhersehbares Auftreten erschwert eine eindeutige Einschätzung der Zeit bis zu ihrem Erscheinen.
Das Aufkommen der Flecken ist ein jüngeres Kapitel in der Geschichte der Silberanlagemünzen. Einer der ersten Fälle stellte sich im Jahre 1988 in der Royal Canadian Mint heraus. Doch auch andere Prägestätten im Norden Amerikas und weitere Teile der Welt kennen das Problem. Die betroffenen Münzprägestätten reagierten mit Erklärungen wie einer verminderten Wasserqualität (zur Reinigung der Prägestempel). Eine neue Zusammensetzung von zum Reinigungsprozess des Silbers verwendeten Chemikalien, steht im Zusammenhang mit dem globalen Auftreten von Milchflecken.
Wie entstehen die Flecken?
Die Ursachen für die Entstehung der Flecken sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Dennoch liegt ein Grund vermutlich bei der Produktion der Münzen: durch Einschlüsse kleinster Partikel (die z. B. Nach der Reinigung des Prägestempels hinterlassen werden) reagiert das Silber der Münzen zu Silberchlorid (AgCl). Diese Reaktion wird sichtbar durch die weißlich, runden Flecken, die teilweise nur mit der Lupe zu erkennen sind. Doch ihr Radius ist variabel und auch ihre Anzahl reicht von einem bis zu vielen Flecken, die im (schlimmsten Fall) einen Großteil der Münzfläche einnehmen.
Neben unerwünschten Verunreinigungen im Herstellungsverfahren, spielen Faktoren wie die Art und Dauer der Lagerung eine Rolle beim scheinbar willkürlichen Auftreten von Milchflecken. Ein bekannter Aspekt ist die Luftfeuchtigkeit während der Aufbewahrung. Je höher sie ist, desto schneller kommt es zu unerwünschten Veränderungen am Edelmetall. So lassen die unterschiedlichen äußeren Einwirkungen auf das Silber und dessen Reaktion auf diese Einflüsse, eine eindeutige Klärung der Ursache nur schwer zu.
Und welche Mittel helfen gegen Milchflecken?
Es gibt diverse Lösungsansätze zur Entfernung von Milchflecken. Hierbei ist zu bedenken, dass eine mechanische Beseitigung (durch eine Lösung) eine einfache Möglichkeit wäre die Flecken zu entfernen. Allerdings vermindert sie den Wert der Silbermünze, da Kratzer durch anschließendes Säubern/Polieren der Münze entstehen, selbst wenn dieses vorsichtig erfolgt. Daher versuchen die meisten Hersteller von Silbermünzen das Problem schon während der Produktion, in den Griff zu bekommen.
MINTSHIELD – Ein Schutzschild gegen Milchflecken
MINTSHIELD ist eine der ersten Technologien aus dem Hause der Royal Canadian Mint um weißen Flecken (White Spots) auf Silbermünze entgegenzuwirken. Dieses hoch spezialisierte Verfahren findet Anwendung auf allen Silber Maple Leaf die das Prägewerk seit 2018 verlassen. Auf Grundlage wissenschaftlicher Analysen, entwickelten Experten eine Möglichkeit, Silbermünzen vor den Flecken zu schützen. Hier spielt u. a. die Oberflächenbeschaffenheit der Silbermünzen eine Rolle. (Was genau hinter MINTSHIELD steckt, kann die Royal Canadian Mint aus Wettbewerbsgründen nicht preisgeben). MINTSHIELD hat keine Auswirkungen auf die Optik der Münze und verhindert nachweislich die Entstehung von Milchflecken für viele Jahre.
Alternative Methoden aus der Weinlagerung: Argongas
Eine herstellerunabhängige Methode ist die Verwendung von Argon zur nachträglichen Verdrängung von Sauerstoff in Schutzbehältern für Silbermünzen. Das schwere, farb- und geruchslose Gas kann so durch eine Apparatur (z. B. Winesave) in das Behältnis eingelassen werden. Die Verwendung von Argon ist üblich in der Konservierung von offenen Weinen. Da Argon fast keine Verbindungen mit anderen Elementen eingeht, entsteht eine reaktionsarme Umgebung und die Wahrscheinlich dass Milchflecken zum Vorschein kommen, ist gering gehalten.
Welche Silbermünzen sind betroffen?
Leider können Milchflecken jede Silbermünze treffen. Zu den bekannten Silbermünzserien, die von Milchflecken betroffen sind, zählen vor allem Maple Leaf (Kanada), American Silver Eagle (USA), China Panda, Arche Noah und der Somalia Elefant. Hauptsächlich sind die Anlagemünzen der jeweiligen Serie betroffen. Die Hersteller behaupten der Wert der Bullionmünzen bliebe erhalten, da sie sich unbehandelt immer noch in ihrem Originalzustand befänden. Obwohl sich der Materialwert der Münzen nicht ändert, tritt bei Sammlermünzen durch die optische Veränderung beim Verkaufswert im Gegensatz zu Exemplaren ohne Milchflecken teilweise eine deutliche Wertminderung ein.
!! Alternative sehr gut wirksame Schutzmethode !!
Guten Tag in die Runde,
nachdem allenthalben zu lesen war, dass die chemische Reaktion zum Auftreten von Milchflecken zumindest deutlich mit beeinflusst wird von der Luftfeuchtigkeit, hatte ich mir ein so einfaches wie wirkungsvolles Verfahren zum Schutz der Münzen bzw. der Vermeidung der Flecken überlegt. Hierbei schweiße ich die Münzen, die beliebig verpackt sein können (in Einzelfolien oder Tubes oder auch gar nicht), mit Hilfe eines guten handelsüblichen Vakuumiergerätes in einem dauerhaftem Vakuum (keine Luftfeuchtigkeit mehr vorhanden!) in stabile Kunststofffolien ein. Natürlich kann man die Münzen dann nicht mehr laufend zum Betrachten wieder herausnehmen, aber das wollen ja von uns sicher eh die Wenigsten. Bei meinen Münzen hat das super geklappt. Stichprobenartige Überprüfungen nach einem halben und nochmals nach einem Jahr haben ergeben, dass entweder gar keine Milchflecken aufgetaucht sind oder bei schon vorhandenen Milchflecken, sich deren Anzahl und/oder Größe nicht verändert hat, mithin sich offensichtlich ein chemisch doch stabilerer Zustand eingestellt hat. Zumindest ist diese Maßnahme deutlich preiswerter und unaufwendiger (leicht mit Haushaltsmitteln selbst durchzuführen) als die im obigen Artikel geschilderte (und sicher ebenfalls wirksame) Methode mit dem Argon als Schutzgas.
Da meine Methode leider wohl nicht patentierbar ist, hier also dann zur freien Nachahmung empfohlen und angeraten.
Viel Erfolg allen Interessierten!
Nobbi
Hallo Nobbi,
wie vakuumierst du denn? Welche Folien nimmst du (Hersteller & Größe) sowie welches Gerät kannst du empfehlen? Danke und liebe Neujahrsgrüße
Ray
Hallo Ray, ich benutze alles haushaltsmässige Standardware, sowohl bei dem Gerät als auch der Folie. Die Foliengröße kannst Du ja selbst durch Zuschneiden an das, was vakuumiert werden soll (Einzelmünzen oder ganze Tubes) anpassen. Hersteller zu nennen macht keinen Sinn, da die für den hier vorgestellten Zweck alle gleich gut sind, (einfach mal googeln unter „Vakuumiergerät“).
Viel Erfolg, beste Grüße und Dir sowie allen mitlesenden Interessierten ein gutes neues Jahr.
Nobbi
Hallo
Habe Anfang 2018 einige Känguru Nugget (Perth Mint), Maple Leaf sowie einige Dragon Rectangle gekauft. Die Känguru`s, als auch die Maple Leaf habe ich nach Erhalt vom Händler ausschließlich mit dafür vorgesehenen Baumwollhandschuhen berührt, die Münzen einzeln gekapselt und zusätzlich einzeln vakuumiert. Die Dragon Rectangle beließ ich in der mitgelieferten Münztasche und vakuumierte diese mit ein. Ja und was soll ich sagen: Restlos alle Känguru´s und Dragon Rectangle sind angelaufen und weisen zum Teil stark ausgeprägte Milchflecken auf. Lediglich die in und nach 2018 geprägten Maple Leaf sind bisher (!) einwandfrei, was ich auf deren neuer Shield-Methode zurückführe und anscheinend ein Erfolg ist. Fazit: Trotz doppeltem Erhaltungsversuchs (Kapsel + Vakuumierung) ist das Ergebnis erschreckend schlecht und quasi unnütz. Sorry, aber ist halt so…
Das Problem bei der Perth Mint ist, dass alles was nicht direkt nach der Prägung eingekapselt wurde, Milchflecken bildet. Der Dragon kostet so viel wie der Kookaburra und kommt ohne Kapsel, deswegen greife ich zum Kookaburra, da hatte ich noch nie Milchflecken.
Die Flecken entstehen nachweislich und chemisch auch gar nicht anders möglich durch eine Reaktion mit dem Umgebungsmedium (in unserm Falle Luft inkl. Feuchtigkeit, div. Gase usw.). Schließt man die Umgebungseinflüsse aus, dann kann es keine Reaktion mehr geben. Durch das neue Schutzverfahren ab Jahrgang 2018 (was genau da gemacht wird, wird natürlich geheim gehalten) wird aber m.E. letztlich nicht anderes gemacht als die Münzoberfläche irgendwie vor den Umgebungseinflüssen zu schützen.
Es sei denn, dies ist aber bisher überhaupt nicht im Fokus und meines Wissens nach auch noch nirgends diskutiert worden, die Reaktion findet zwischen mehreren (mind. zwei) irgendwelchen und mir bisher unbekannten chemischen Elementen in der Silberlegierung selbst statt, (können im Prinzip dann nur Verunreinigungen sein). Dass das aber schon recht reine Silber unserer Münzen Verunreinigungen in einer reaktionsbereiten Menge enthalten soll, mag ich nicht annehmen.
Meine Goldmünzen sind nach Jahren, ohne den ganzen Quatsch der hier für Silbermünzen aufgewendet wird, einwandfrei. Was sagt uns das?
Höchstwahrscheinlich, dass Gold und Silber verschiedene Metalle sind und daher unterschiedliche Eigenschaften haben?
Ja, Gold und Silber gehören beide zu den Edelmetallen, aber sie unterscheiden sich deutlich durch ihre chemischen und physikalischen Eigenschaften, hier insbesondere in ihrem Verhalten gegenüber korrosiven Medien, d.h. wässrigen Lösungen, Wasser im allgemeinen und Säuren sowie Laugen im besonderen. Entscheidend ist das Elektrochemische Potential der Metalle gegenüber der Wasserstoffelektrode. Für die Edelmetalle ist dieses positiv, je höher desto edler das Metall. Dieses Potential entscheidet darüber, ob Verbindungen mit anderen Elementen eingegangen werden oder nicht. Das elektrochemische Potential von Gold ist fast doppelt so hoch für seine Oxidation von Au → Au3+ wie das für Silber und seiner Oxidation von Ag → Ag+. Das ist der Grund für die (viel) edlere Beschaffenheit des Goldes und seine höhere Reaktions- oder besser gesagt Korrosionsbeständigkeit. Es gibt aber sehr wohl Stoffe oder Verbindungen, mit denen auch das Gold reagiert, z.B. konzentrierte Salpetersäure (Königswasser) oder Lösungen, die Cyanidionen enthalten und eine lösliche Goldcyan- Komplexverbindung bilden, die das Gold in Lösung bringen. Allerdings, unter normalen Bedingungen in der Natur und im Haushalt treten diese Stoffe wohl eher nicht auf. Bei Silber liegen diese Verhältnisse aber ganz anders. Da es ein deutlich geringeres elektrochemisches Potential aufweist, reagiert es auch mit deutlich mehr Stoffen. Schwarzfärbung wird z.B. durch eine Reaktion mit Schwefelionen (die in geringer Konzentration in unserer Umgebungsluft in Form von Schwefelwasserstoff vorkommen) ausgelöst, da dadurch eine hauchdünne Schicht von Silbersulfid an der Silberoberfläche gebildet wird. Ebenso ist es z.B. mit Chlorionen oder anderen Stoffen, die z.B. durch den Reinigungsprozess bei der Herstellung oder durch Anfassen (unser Körperschweiss enthält solche Ionen) mit der Silberoberfläche in Gegenwart von Wasserdampf und Sauerstoff in Kontakt kommen.
(Siehe hierzu auch Wikipedia Edelmetalle). Übrigens, die Benutzung eines Vakuumiergerätes wie es im Haushalt benutzt wird, ist nur bedingt für einen Schutz vor Korrosion der Silberoberfläche zu empfehlen. Das damit hergestellte Vakuum ist möglicherweise qualitativ nicht gut genug, d.h. es ist immer noch eine Restmenge Luft übrig, die nicht entfernt werden und damit immer noch zu den bekannten Milchflecken führen kann. Ein Hochvakuum wäre da schon viel besser, ist aber nur mit einer entsprechend aufwendigen und teuren Anlage zu erreichen. In diesem Zusammenhang ist die Lagerung unter Argongas wahrscheinlich die sicherere und einfachere Alternative, da Argon auf Grund seiner hohen Dichte bei senkrechter Lagerung in einem Behälter wirksam vor dem Kontakt mit der Luft schützt. Es gibt möglicherweise auch zu Argon noch Alternativen wie z.B. Kohlendioxid, unser bekanntes CO2, das ebenfalls schwerer als Luft, nicht giftig und relativ leicht zu handhaben und zu beziehen ist.
Vielen Dank für diesen Beitrag über Milchflecken bei Silbermünzen. Ich möchte Sammlermünzen kaufen und mich vorab informieren, auf welche Dinge ich achten muss. Guter Hinweis, dass eine mechanische Beseitigung den Wert der Silbermünze vermindert.
Und warum gab es das früher nicht? Bei historischen Münzen tritt das nicht auf. Ich nehme an, der Reinheitswahn (möglichst hoher Silbergehalt) verursacht die Milchflecken. Zudem sind 900er Münzen mechanisch viel stabiler.
Es gibt Sauerstoffabsorbierer (als kleine tütchen), die man beim Einschweisen dazu packen kann, dann ist de rest Sauerstoff weg.