Was ist die Gold-Silber-Ratio und wie kann der Chart Anlegern helfen?

Was ist die Gold-Silber-Ratio und wie kann der Chart Anlegern helfen?

Februar 19, 2021 0 Von Goldkaufen.de Redaktion

Das Verhältnis zwischen Gold- und Silberpreis gibt Aufschluss über die Gewichtung im Vermögensportfolio

Wer in Edelmetalle zur Kapitalbildung investiert, behält üblicherweise die Kurse oder Spotpreise für Gold und Silber im Auge. Denn Kauf oder Verkauf rentieren sich nur bei jeweils günstigen Marktpreisen für Anlageprodukte wie Münzen oder Barren. Bei einer Beobachtung über einen längeren Zeitraum hinweg lassen sich mit etwas Übung zudem Trends ausmachen und das Anlageverhalten darauf abstimmen. Für Kapitalanleger, die gleichzeitig in Gold und Silber investieren, kann zudem die Gold-Silber-Ratio hilfreich sein, wenn es um die Gewichtung der Edelmetalle im eignen Vermögensportfolio geht. Dieser Beitrag erklärt, worum es sich bei dem Chart handelt und welche Analysen er liefern kann.

Definition: Was bedeutet Gold-Silber-Ratio?

Die Gold-Silber-Ratio (GSR) definiert, in welchem Verhältnis sich der Goldpreis zum Silberpreis bewegt. Dabei wird der Preis für eine Feinunze Gold durch den Preis für eine Feinunze Silber dividiert. Der Chart beschreibt jedoch keine Kursentwicklungen und informiert auch nicht über das generelle Preisniveau der Edelmetalle. Außerdem berücksichtigt er keine bestimmte Währung. Die Gold- und Silber-Spotkurse werden zwar zunächst in US-Dollar ausgegeben, doch durch die tagesaktuellen Wechselkurse liegen sie zeitgleich auch in Euro und anderen Landeswährungen vor. Dadurch gilt die Gold-Silber-Ratio gleichermaßen für US-Dollar, Euro oder etwa Schweizer Franken.

  • Rechenbeispiel: Bei einem Goldpreis von 1.500 Euro je Unze und einem Silberpreis von 25 Euro je Unze errechnet sich der Quotient wie folgt: 1.500 : 25 = 60. Somit ergibt die Gold Silber Ratio eine Kennzahl von 60. Das heißt, Anleger bekämen für den Gegenwert einer einzelnen Goldunze (zum Beispiel 1 oz-Gold-Krügerrand) 60 Silberunzen (oder 60 Krügerrand-Münzen in Silber zu 1 oz).

Wie lässt sich das Gold-Silber-Verhältnis interpretieren?

Die Gold-Silber-Ratio gibt eine klare Auskunft darüber, welches der beiden Edelmetalle derzeit überbewertet oder unterbewertet ist. Bei einem niedrigen Wert von unter 40 wäre Silber im Vergleich zu Gold eher überbewertet, also verhältnismäßig teuer. Der Kaufpreis liegt hoch. Anleger die günstiger eingekauft haben, könnten mit Gewinn verkaufen. Und je niedriger die Ratio, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Abwertung in der Zukunft.

Liegt der Wert stattdessen besonders hoch, also über 80, bedeutet dies, dass Silber im Verhältnis zu Gold eher unterbewertet und günstig zu haben ist. Ein idealer Zeitpunkt, um in Silber zu investieren, jedoch nicht, es ohne Not zu verkaufen. In der Schlussfolgerung erfährt das weiße Edelmetall zukünftig eher eine Aufwertung.

Eine Kennzahl zwischen 40 und 80 beschreibt dagegen den Mittelwert mit einem relativ ausgewogenen Kursverhältnis von Gold und Silber. In dieser Situation entscheiden eher kleine Ausschläge darüber, ob mit Gewinn oder Verlust verkauft werden kann und wann der beste Zeitpunkt zum Kauf gekommen ist. Experten raten jedoch davon ab, das Gold-Silber-Verhältnis als einzige Entscheidungshilfe zu nutzen oder als klares Kaufsignal zu werten. Denn die Preisentwicklungen der Märkte sind ein komplexes Thema, das von vielen verschiedenen Faktoren abhängig ist.

Welchen Stellenwert hat die Entwicklung der GSR der Vergangenheit?

So stand zum Beispiel die Ratio im April 2011 auf einem historischen Tief von 32. Allgemeine Kursrückgänge bei beiden Edelmetallen bewirkten, dass Silber seine Überbewertung gegenüber Gold in der Folge wieder auf einen Wert von 50 korrigierte. Im Zehnjahres-Rückblick schlug das Chart zuletzt im März 2020 Corona-bedingt heftig auf einen Höchstwert von 113 aus. Zurück zum Ausgleich ging es zum Jahresende mit Kennzahl 70 und einem Zuwachs des Silberpreises von 35 Prozentpunkten auf das Jahr gesehen. Mit nur 14 Zählern im Plus performte der Goldpreis dagegen weniger gut.

Die Gold-Silber-Ratio zwischen 2011 und 2021

Historische Kenndaten der Gold-Silber-Ratio sind jedoch nur bedingt zur Orientierung geeignet. Denn der Wert beider Edelmetalle richtet sich stets nach aktuellem Angebot- und Nachfrageverhältnis – die Hauptkomponente zur Preisbestimmung. Sie ist abhängig von der Verfügbarkeit der Edelmetalle und vom sich ständig wandelnden Bedarf aus Industrie, Investitionsmarkt und anderen Verwertern.

Was sagt die Gold-Silber-Ratio über die Marktnutzung der Edelmetalle aus?

Gold und Silber stellen nicht nur unterschiedliche Anlageprodukte dar, sie unterscheiden sich ebenfalls hinsichtlich ihrer allgemeinen Verfügbarkeit sowie bei ihrer Verwendung im industriellen Sektor. Auch diese Faktoren fließen in der Preiskalkulation ein und beeinflussen die Gold-Silber-Ratio.

Gold gilt überwiegend als Wertspeicher, zur Sicherung von Vermögenswerten privater und gewerblicher Investoren sowie zur Stabilisierung der Landeswährung in den Zentralbanken. Darüber hinaus findet es in der Schmuckindustrie sowie bei der Herstellung von hochwertigem Zahnersatz Verwendung. Als begrenzte Rohstoffressource behält Gold immer seinen Wert weshalb es auch als gebrauchtes Gut wiederverwertet wird. Viele bedeutende Raffinerien werben explizit damit, nur recyceltes Gold zur Schmuckherstellung oder für Barren und Münzen einzusetzen. Zu diesen Scheideanstalten zählen unter anderen Argor Heraeus, ESG, Heimerle + Meule oder Valcambi.

Anders verhält es sich bei Altsilber. Es wird deutlich weniger häufig recycelt als Altgold, da der Prozess aufwendig ist und es eine geringe Wertdichte besitzt. Dafür erfreut sich Neusilber einer höheren Nachfrage aus der Industrie: Es findet Verwendung in der Elektronik, bei der Herstellung von Autoteilen, innerhalb der Solartechnik, bei Computer-Chips sowie im Bereich der Medizin- und Hygieneprodukte.

Und was bedeutet dies für Edelmetall-Investoren?

Die Weltmarktpreise für Gold und Silber sowie die allgemeine Gold-Silber-Ratio geben nur eine bedingte Hilfestellung für Anleger, die in Münzen oder Barren investieren. Denn ausschlaggebend sind die Angebotspreise der Edelmetallhändler. Die legen zwar auch die Spotkurse zugrunde, doch der Preis für bestimmte Produkte setzt sich aus weiteren Faktoren zusammen: Dazu zählen herstellungsbedingte Aufschläge, Kosten für Lagerung, Beratung und Versand sowie eine individuelle Handesspanne. Grundsätzlich fällt das Aufgeld (über Kurs) für Barren geringer aus als bei Münzen, da diese höhere Produktionskosten verursachen.

Neben dem klassischen Spotpreis-Chart können sich Anleger häufig auch auf Online-Produktseiten über die allgemeine Preisentwicklung zu bestimmten Münzen oder Barrengrößen, nah am eigentlichen Markt informieren. Es lassen sich die jeweils günstigsten Preise über verschiedene Zeiträume abrufen. Zum Beispiel können Investoren die präzise Preisentwicklung der Goldmünze Krügerrand zu einer Unze innerhalb der vergangenen 12 Monate verfolgen. Im direkten Vergleich zu den Kurven des Spotpreises und der Gold-Silber-Ratio lassen sich so noch genauere Kursschwankungen ausmachen.

Eignet sich die Gold-Silber-Ratio für langfristige Planungen?

Investoren sollten sich nicht allein an der Kennzahl der Gold-Silber-Ratio orientieren. Für eine umfassende Einschätzung ist es hilfreicher, verschiedene Indikatoren heranzuziehen. Denn der Blick zurück zeigt, dass die GSR immer wieder großen Schwankungen unterlegen war. Das liegt unter anderem an der Gewinnung des Silbers. Das weiße Edelmetall wird selten direkt als Hauptabbauprodukt gefördert, sondern ist eher Nebenprodukt, das bei der Erzeugung von Kupfer oder Zink gewonnen wird. Somit wird das Fördervolumen nicht über die Silbernachfrage bestimmt und bleibt damit unabhängig vom Silberpreis – ganz im Gegenteil zum Goldpreis. Die damit einhergehenden Schwankungen haben in der Vergangenheit häufig zu GSR-Werten von unter 20 oder über 80 geführt.

Experten gehen davon aus, dass sich an der Volatilität des Silbers auch zukünftig nichts ändern wird – es ist in der Natur der Sache begründet. Für eine Anlagenentscheidung kann neben der Gold-Silber-Ratio, den Edelmetallkursen und den spezifischen Produktangeboten, auch die Preisentwicklung an der Börse herangezogen werden. Es ist gut zu wissen, ob sich die Edelmetalle gerade in einem Aufwärts- oder Abwärtstrend befinden. In der Fachsprache wird hier von einer bullischen (anhaltendend steigenden) oder einer bärischen (anhaltend sinkenden) Tendenz gesprochen. Damit sind die beiden Trendsymbole Bulle und Bär des Aktienmarkts gemeint.

Zusammenfassung:

  • Die Gold-Silber-Ratio (GSR) veranschaulicht das Verhältnis zwischen dem Preis für eine Goldunze und eine Silberunze.
  • Zur Berechnung wird der aktuelle Goldpreis durch den gültigen Silberpreis geteilt. Das Ergebnis ist währungsneutral.
  • Eine Kennzahl zwischen 40 und 80 beschreibt ein ausgeglichenes Kursverhältnis. Bei unter 40 ist Silber überbewertet, bei über 80 unterbewertet.
  • Die GSR hilft bei der Gewichtung von Anlageprodukten aus Gold und Silber. Sie sollte jedoch nicht alleiniger Orientierungspunkt sein.
  • Neben der GSR, den Spotkursen und spezifischen Angeboten sollten Anleger auch den Aufwärts- oder Abwärtstrend der Edelmetalle an den Börsen im Auge behalten.